Wir wissen schon längst: In der Unternehmens- und Arbeitswelt entscheidet schon lange nicht mehr nur das reine Fachwissen oder die Erfahrung über den beruflichen sowie unternehmerischen Erfolg – es sind oft die unbewussten Prozesse in unserem Gehirn, die uns hierbei maßgeblich unterstützen oder, bei Missachtung ihrer Zeichen, auch torpedieren können.
Hormone wie Oxytocin, Dopamin, Endorphine und Serotonin beeinflussen nicht nur unser Wohlbefinden, sondern sind auch Schlüsselfaktoren für Motivation, Resilienz und Entscheidungsstärke. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie die Macht dieser chemischen Botenstoffe gezielt für sich nutzen können. Mit wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen, praxisnahen Strategien und aktuellen Studien wird hierbei erlebbar, wie Sie ihre Hormon-Balance optimieren und so Ihre (berufliche) Performance auf ein neues Level heben können.
Serotonin: Das Fundament für Stimmung und Energie
Die Bedeutung von Serotonin
Serotonin ist ein zentraler Regulator für Stimmung, Energie und Entscheidungsfreude. Studien zeigen, dass 90 % des Serotonins hierbei im Darm produziert werden, was die Bedeutung einer gesunden Ernährung zusätzlich unterstreicht. Eine ausreichende Serotoninproduktion fördert nicht nur die mentale Gesundheit, sondern trägt auch dazu bei, Stress und Ängste zu reduzieren. (Mayer, E. A., et al., 2015).
Herausforderungen im (Berufs-)Alltag
Hochverarbeitete Lebensmittel, Stress und Schlafmangel beeinträchtigen die Serotoninproduktion und damit unsere kognitive Leistungsfähigkeit. Eine Studie des „American Journal of Clinical Nutrition“ zeigt, dass der regelmäßige Konsum von Fertiggerichten mit niedrigerer Lebenszufriedenheit und erhöhter Anfälligkeit für Depressionen korreliert. (Adjibade, Moufidath, et al., 2019).
Strategien zur Serotoninsteigerung
- Morgenlicht statt Social Media: Mindestens 15 Minuten Sonnenlicht am Morgen steigern die Serotoninproduktion und regulieren den Schlaf-Wach-Rhythmus. (Erfurth, A. Schlaf und Serotonin. psychopraxis. neuropraxis 24, 318–319 (2021).
- Ernährungsumstellung: Der Fokus auf nährstoffreiche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Nüsse und Probiotika fördert eine gesunde Darmflora und damit die Serotoninproduktion. (Yano, J. M., Yu, K., et al., 2015)
- Naturerlebnisse: Praktiken wie „Shinrin Yoku“ (Waldbaden) reduzieren Stresssignale im Gehirn und steigern die Serotoninproduktion. In Japan wird diese Methode als Therapie für Burnout eingesetzt. (Hansen, Margarete M., et al., 2017)
Dopamin: Mehr Motivation und Zielstrebigkeit
Die Funktion von Dopamin
Dopamin ist das Hormon, das uns antreibt, Herausforderungen anzugehen und langfristige Ziele zu verfolgen. Es wird freigesetzt, wenn wir Fortschritte machen, und belohnt uns mit einem Gefühl von Zufriedenheit und Erfolg. (Schultz, W., 2016)
Moderne Herausforderungen
In der heutigen Zeit wird unser Dopaminsystem häufig durch schnelle Belohnungen wie Social Media, ungesunde Snacks oder Online-Shopping manipuliert. Studien zeigen, dass diese unnatürlichen Spitzen zu einem Absturz führen, der langfristig die Motivation beeinträchtigt. (Volkow, N. D., Wang, et al., 2010)
Praktische Tipps, um das eigene Dopamin-Level zu steigern
- Digital Detox: Smartphone-Pausen von mindestens 15 Minuten nach dem Aufwachen und eine Stunde vor dem Schlafengehen fördern die natürliche Dopaminproduktion. (Sleep Foundation)
- Flow-Zustand fördern: Tätigkeiten, die eine Balance aus Herausforderung und Fähigkeit erfordern – z. B. Problemlösungen oder kreative Projekte – erhöhen den Dopaminspiegel nachhaltig.
- Kältereize nutzen: Kalte Duschen steigern den Dopaminspiegel um bis zu 250 %. Diese Methode wird zunehmend als natürliche Ergänzung zur Stressbewältigung sowie zur Steigerung des körpereigenen Immunsystems erforscht.
Oxytocin: Der Katalysator für Zusammenarbeit und Vertrauen
Warum Oxytocin entscheidend ist
Oxytocin wird oft als „Bindungshormon“ bezeichnet, da es Vertrauen und Empathie fördert. In beruflichen Kontexten verbessert es die Teamdynamik und stärkt die zwischenmenschliche Kommunikation. (Kosfeld, M., et al., 2005)
Herausforderungen der Digitalisierung
Die verstärkte Nutzung digitaler Medien hat persönliche Kontakte reduziert und das Gefühl sozialer Isolation verstärkt. Diverse Studien belegen, dass Social Media zwar kurzfristig das Bedürfnis nach sozialer Bindung befriedigen kann, aber langfristig oft das Gegenteil bewirkt.
Strategien zur Oxytocinsteigerung
- Physischer Kontakt: Regelmäßige Umarmungen und Händeschütteln erhöhen die Oxytocinproduktion und stärken das Vertrauen innerhalb von Teams. Eine Studie im Frontiers in Human Neuroscience unterstreicht hierbei die Bedeutung von Oxytocin in sozialen Interaktionen und wie physischer Kontakt zur Freisetzung dieses Hormons beitragen kann, was wiederum Vertrauen und Zusammenarbeit fördern kann.
- Kleine Freundlichkeiten: Auch kleinere Gesten, wie das Mitbringen eines Kaffees für einen Kollegen/eine Kollegin ermöglichen einen positiven Oxytocinausschüttung und steigern die Verbundenheit untereinander.
- Soziale Interaktionen pflegen: Interaktionen mit Dritten spielen eine Schlüsselrolle für die Ausschüttung von Oxytocin. Lange Gespräche, Körperkontakt, positive Gesten, gemeinsames Lachen, etc. können hier hilfreiche Möglichkeiten sein, um das sogenannte „Kuschelhormon“ zu aktivieren.
Endorphine: Der natürliche Stresspuffer
Die Funktion von Endorphinen
Endorphine lindern Schmerzen, fördern Entspannung und erhöhen die Resilienz. Sie werden besonders bei intensiver körperlicher Aktivität oder in stressigen Situationen freigesetzt. (Boecker, H., et al., 2008)
Stress im Business-Kontext
In streng regulierten und völlig überlasteten Arbeitsumgebungen sind Stress und Erschöpfung an der Tagesordnung. Eine Strategie kann es sein, dem Stress nach Feierabend mit genügend Ruhe zu begegnen. Alternativ kann moderate körperliche Aktivität ebenfalls eine effektivere Strategie sein, um Stresshormone zu senken und Endorphine freizusetzen.
Wie man den „Endorphine-Boost“ aktiviert
- Regelmäßige Bewegung: Schon 20 Minuten Sport täglich setzen Endorphine frei und steigern die Stressresilienz.
- Humor: Lachen erhöht nachweislich die Endorphinproduktion und verbessert die Teamdynamik. (Journal of Neuroscience)
- Hitzetherapie: Regelmäßige Saunagänge oder heiße Bäder fördern die Endorphinproduktion und entspannen Körper und Geist. Eine schöne Abwechslung zu den oft empfohlenen „kalten Duschen“ am Morgen, um das Energielevel hochzufahren.
Fazit: Gehirnchemie als Schlüssel zum Erfolg
Die gezielte Aktivierung von Serotonin, Dopamin, Oxytocin und Endorphinen schafft die Grundlage für Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Business-Professionals können durch einfache Maßnahmen wie Morgenrituale, gesunde Ernährung, soziale Interaktionen und Bewegung ihre mentale und körperliche Resilienz steigern. Kleine Änderungen im Alltag haben das Potenzial, große Wirkung zu entfalten.
Quellen
- Adjibade, Moufidath & Julia, Chantal & Allès, Benjamin & Touvier, Mathilde & Lemogne, Cédric & Srour, Bernard & Hercberg, Serge & Galan, Pilar & Assmann, Karen & Kesse-Guyot, Emmanuelle. (2019). Prospective association between ultra-processed food consumption and incident depressive symptoms in the French NutriNet-Santé cohort. BMC Medicine. 17. 10.1186/s12916-019-1312-y.
- Boecker, H., et al. (2008). The runner’s high: Opioid release and euphoria after exercise. Cerebral Cortex.
- Hansen, M. M., Jones, R., & Tocchini, K. (2017). Shinrin-Yoku (Forest Bathing) and Nature Therapy: A State-of-the-Art Review. International Journal of Environmental Research and Public Health, 14(8), 851.
- Kosfeld, M., et al. (2005). Oxytocin increases trust in humans. Nature.
- Manninen, S., Tuominen, L., Dunbar, R. I. M., Karjalainen, T., Hirvonen, J., Arponen, E., & Nummenmaa, L. (2017). Social Laughter Triggers Endogenous Opioid Release in Humans. Journal of Neuroscience, 37(25), 6125–6131.
- Mayer, E. A., et al. (2015). Gut microbiota and brain: Microbial endocrinology. Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology.
- Schultz, W. (2016). Dopamine reward prediction error coding. Nature Reviews Neuroscience.
- Volkow, N. D., Wang, G. J., Fowler, J. S., Tomasi, D., & Telang, F. (2011). Addiction: Beyond dopamine reward circuitry. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 108(37), 15037–15042.
- Yano, J. M., Yu, K., Donaldson, G. P., Shastri, G. G., Ann, P., Ma, L., … & Hsiao, E. Y. (2015). Indigenous bacteria from the gut microbiota regulate host serotonin biosynthesis. Cell, 161(2), 264–276.