Zerbrechen Sie das Rad der emotionalen Unterdrückung!

Wie emotionale Armut den Unternehmenserfolg gefährdet und was Sie dagegen tun können

Es gibt sie: Die Emotionen im Berufsalltag. Eine Wertschätzung dieser ist leider in den wenigsten Fällen gegeben. Die Folgen sind uns allen bekannt: Menschen stumpfen ab, zeigen keinerlei Gefühle mehr und isolieren sich.

Wir Menschen haben nicht nur eine individuelle Physiognomie, wir hinterlassen im Leben auch einen ganz besonderen und persönlichen, emotionalen Fingerabdruck.

Dieser Fingerabdruck beschreibt die Art und Weise, wie wir als Mensch auf Situationen des täglichen Lebens reagieren. So können wir einem starken Regenerationstypus angehören und durch besonders ausgeprägte Resilienz auffallen. Wir können ebenso sehr intuitionsstark sein und auf äußerst sensible Weise Gefühle, Worte oder Gesten anderer Personen „lesen“.

Manchmal begegnen wir auch Personen, die eine spezielle intelligente Emotionsregulation haben. Wir bezeichnen diese dann oftmals als „ruhig“ und „gelassen“ in Situationen, wo wir schon längst „an die Decke gegangen“ wären. Emotionen gut zu regulieren, das heißt im entscheidenden Moment zu entscheiden, ob eine rationale oder emotionale Reaktion zielführend und angemessen wäre. Dies gelingt jedoch nicht immer und kann dann sogar schädlich sein.

Schädlich ist eine solche Abwägung dann, wenn die Reaktion stets „Zurückhaltung“ bedeutet.

Emotionen lassen sich nicht dauerhaft unterdrücken

Jeder von uns kennt die Situation, wenn man jahrelang mit Personen (seien es Freunde, Familie oder Arbeitskollegen) an einem (Meeting-)Tisch saß, deren Einstellung, Verhalten und verbale Äußerungen dem eigenen Weltbild in jeglicher Hinsicht widersprachen. Da man jedoch das soziale Verhältnis nicht belasten möchte, übt man sich in emotionaler Zurückhaltung, lässt sich äußerlich nichts anmerken und schweigt. Ein solches Verhalten nennt man auch „Suppression“.

Sie ahnen vermutlich, worin ein solches Verhalten mündet, denn Emotionen lassen sich nicht ein Leben lang unterdrücken. Irgendwann ist der innerliche Druck zu hoch und die gutgeübte Fassade erhält Risse. Bei dem einen äußern sich diese Risse durch einen emotionalen Ausbruch, begleitet durch Wut, Trauer und laute Äußerungen. Bei dem anderen geschieht dieser Prozess innerlich und äußert sich durch Verzweiflung, Trauer und Rückzug, was Dritte oftmals als Depression oder Burnout erleben.

Doch warum erzähle ich Ihnen das?

Haben Sie sich vielleicht schon mal gefragt:

  • Warum die Krankheitstage jährlich zunehmen?
  • Warum die psychischen Krankheiten (Depressionen, Burnout, Persönlichkeitsstörungen) und damit verbundenen körperlichen Schäden (Überlastungsstörung, Aggression, Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Sucht) ansteigen?
  • Warum die Kommunikation in Unternehmen immer schlechter wird und das trotz „Tschakka-Tschakka-Seminaren“, die mehr der Unterhaltung als der Prävention dienen?

Die Antwort ist recht simpel: Weil unsere Arbeitswelt immer noch damit beschäftigt ist, Schäden zu regulieren, anstatt präventiv zu agieren und die Ursache zu erkennen.

Lernen Sie Emotionen wertzuschätzen

Wir Menschen sind emotionale Wesen und wir wünschen uns im Job nicht nur Anerkennung und Wertschätzung, sondern auch emotionale Nähe.

Wenn jemand äußerst, dass er sich mit einem Projekt nicht wohl fühlt, wird oft darüber hinweggegangen. Man attribuiert in seiner übergreifenden Art dieser Person Angst und Schwäche und sagt ihm/ihr, er/sie müsse mal die Komfortzone verlassen.

Dies ist ein klares moralisches Vergehen. Niemand sollte das Recht haben, sich über die Gefühle anderer hinwegzusetzen oder diese herabzuwürdigen.

Das wir nicht anders können, ist nicht verwunderlich, denn jeder kennt doch sicher folgende Situationen:

  • Ein Kind stürzt zu Boden und äußert, es fühle Schmerzen.

Antwort: „Das tut doch gar nicht so weh, Indianer kennen keinen Schmerz.“

  • Ein Teenager fühlt sich in der Schule gemobbt und unterdrückt.

Antwort: „Dann musst du dich zur Wehr setzen, jeder hat das mal durchgemacht, die sind das nicht wert.“

  • Ein junger Erwachsender oder eine junge Erwachsene fühlt sich verzweifelt und möchte sein Studium abbrechen.

Antwort: „Komm schon, kneif jetzt den Hintern zusammen, andere haben das auch schon geschafft, zieh das durch!“

  • Ein Berufseinsteiger fühlt sich nicht ernst genommen, muss für einen geringen Lohn arbeiten und hangelt sich von einem befristeten Vertrag zum nächsten.

Antwort: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre, da musst du halt durch.“

Ich könnte diese Situationen noch unendlich fortführen und sie nach Geschlechtern unterscheiden, da es hier noch einige Variationen in der Bewertung der Person und ihrer Gefühle gibt.

Fällt Ihnen hier jedoch ein Muster auf?

Unsere Bewertung der eigenen Gefühle wird mit Beginn unserer eigenen Bewusstseinsentwicklung in Frage gestellt. Natürlich wird dies wohlgemeint getan, denn man wolle sein Kind auf das Leben vorbereiten. Das bedeutet allerdings nicht, dass dies die einzige Wahrheit darstellt.

Zerbrechen Sie das Rad der emotionalen Unterdrückung

Wie sollen wir also, wo wir unser gesamtes Leben unseren eigenen Gefühlen nicht trauen durften, diese nun frei und ohne Hemmnis äußern?

Im beruflichen Kontext hat man hierfür eine einfache Lösung gefunden: Man äußert sie gar nicht!

Werden Frauen in Gesprächen ernst und sachlich, sind sie gleich „bossy“. Zeigen sie Gefühle und Emotionalität, werden sie als hysterisch angesehen. Der emotional erkaltete Mensch wird wiederum als vorbildliche Leitfigur in einer emotionsarmen Arbeitswelt willkommen geheißen.

Und so kommen wir zu den obig genannten Konsequenzen der Suppression zurück und haben die Ursache und die Wirkung des Kreislaufs erkannt.

Das Rad der emotionalen Unterdrückung:

Das-Rad-der-emotionalen-Unterdrückung

Signale im eigenen Unternehmen erkennen

Wie erkenne ich also, ob sich in meinem Unternehmen vielleicht dieser Kreislauf bereits entfaltet hat?

Zuerst die gute Nachricht: Die Vorstufe der Suppression äußert sich oftmals zunächst durch eine negative Stimmung, da man sich „nicht gesehen“ fühlt und Aufmerksamkeit sucht. Dieses Verhalten kann sehr gut erkannt werden, wenn sich ernsthaft mit Kollegen oder Mitarbeitern auseinander gesetzt wird.

Jeder kennt diesen einen Kollegen, der sich jedes Mal negativ äußert, für den kein Projekt gut genug ist und der sich stets über die nicht änderbaren, äußeren Umstände beschwert.

Erkennt man ein solches Verhalten, sollte die Führungskraft umgehend reagieren und in ein persönliches Gespräch gehen.

Sollte dies nicht geschehen, wird er/sie im Anschluss Zeuge/Zeugin, wie ein kleiner (scheinbar unbedeutender) Virus zu einer Epidemie führen kann.

Denn, und hier kommt die schlechte Nachricht: Gefühle (vor allem negative) sind übertragbar, in der Wissenschaft nennt man diesen Vorgang: „Eine primitive emotionale Ansteckung“.

Was kann man also tun, um diesen kompletten Kreislauf aufzuhalten und zu durchbrechen?

  1. Reflektieren Sie Ihre eigenen Gefühle: Seien Sie sich darüber im Klaren, dass auch Sie einen emotionalen Fingerabdruck hinterlassen. Ihr Verstand bewertet eine bestimmte Situation und sie haben dann die Entscheidung zu treffen, wie sie auf diese reagieren. Stellen Sie hierbei Ihre eigene „Wahrheit“ in Frage und richten Sie Ihren Blick gezielt nach „innen“, um herauszufinden, welche Emotionen Sie in Ihrem Handeln gerade bewegen und beeinflussen.
  2. Entwickeln Sie emotionale Intelligenz: Werden Sie nicht zum bloßen Fürsprecher Ihres Verstandes, denn so manche Bewertung einer Situation ist fehlgeleitet. Wenn Sie sich traurig, verwirrt oder wütend fühlen, dann drücken Sie das klar in Worten aus. Seien Sie ein Vorbild und zeigen Sie den anderen, dass dafür Raum gegeben wird. Spiegeln Sie auch die Gefühle anderer und geben Sie Ihnen die Möglichkeit, Ihre Wahrnehmung zu korrigieren, denn nur so können Sie gegenseitiges Verständnis fördern.
  3. Hören Sie zu und werten Sie niemals über die Gefühle anderer: Wenn Ihnen jemand sagt, dass er verzweifelt oder überfordert ist, dann nehmen Sie dies ernst. Aussagen wie: „Du hättest dir doch Hilfe holen können“ sind unangemessen und zeigen lediglich, dass Sie als Führungskraft keine Empathie besitzen. Erkennen Sie den Mut Ihrer Mitarbeiter/-innen an, wenn diese sich Ihnen öffnen und Gefühle klar benennen und binden Sie diese bei der Lösungsfindung aktiv mit ein.
  4. Nehmen Sie sich Zeit für die Gefühle anderer: Projekte, Kennzahlen, Meetings – Für alles scheint immer endlos Zeit da zu sein, doch für Trauer (Todesfall in der nahen Familie = 1-2 Tage Urlaub), Liebe (Hochzeit = 1 Tag Urlaub) oder Schmerz (Krankheit = 6 Wochen mit anschließendem Krankengeld, wenn der Patient in seinem Leiden ernst genommen wurde) fehlt diese offenbar. Zeigen Sie Weitsicht und Sie werden die Resultate deutlich sehen. Wer die Gefühle seiner Mitarbeiter/-innen ernst nimmt und sich diesen auch mit konkreten Maßnahmen widmet, wird gesunde, zufriedene und motivierte Partner auf Augenhöhe wiederfinden und nicht unmotivierte, “ „dauerkranke“ und missmutige Mitarbeiter/-innen, welche die Gefühle anderer negativ beeinflussen und sich Ihnen und Ihrem Unternehmen in keinster Weise (emotional) verpflichtet fühlen.
  5. Holen Sie sich professionelle Unterstützung in Form eines Coachings: Wenn die Kommunikation im Argen liegt oder die Krankheitstage sich mehren, befinden wir uns bereits mitten in der Endphase des Emotionsrades. Es bringt Ihnen nun nichts, sich einen tollen Vortragsredner ins Unternehmen zu holen, welcher allen ein wenig „Power“ vermittelt. Eine tiefergehende Veränderung erreichen Sie niemals über den Verstand. Coaching macht Gefühle erlebbar, es ist eine Kombination aus physischer und psychischer Erfahrung. Es bringt Ihnen nichts, negative Gefühle einfach zu überwinden, denn dies wäre mit Gewalt verbunden. Sie müssen Emotionen annehmen, akzeptieren und wenn der Zeitpunkt gekommen ist, loslassen.

Ein Coaching erspart Ihnen viel Zeit, Geld und Mühe und bringt Ihnen hingegen mehr Verständnis, Klarheit und Gelassenheit – Sie müssen es nur für sich zu wissen nutzen.

Ihr persönlicher, emotionaler Fingerabdruck

Hinterlassen auch Sie einen emotionalen Fingerabdruck. Werden Sie wahrgenommen als eine Führungskraft, die neue und nachhaltige Wege geht. Seien Sie aufmerksam, emphatisch und verständnisvoll.

Wenn Sie hierzu noch eine Prise Humor und eine professionelle Unterstützung für sich in Anspruch nehmen, haben Sie entdeckt, dass man das oben genannte Rad auch mit einem Federkiel (Coaching) anhalten kann und nicht, indem man jahrelang versucht es mit einem Seil (Gesundheitsmanagement, Mitarbeiter-Events, Tschakka-Tschakka-Redner) zum Stehen zu bewegen.

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