In der Arbeitswelt erleben wir einen starken Kulturwandel durch neue „Gamechanger“. Dies liegt nicht nur an den Herausforderungen, die wir in den letzten Monaten erfahren mussten, sondern auch an dem Generationswechsel, welcher sich vollzieht.
Der Reformierungswille der Generation Y (= Why)
Die Generation Y erobert die Führungsetagen und Ihr Vorgehen, Ihre Erwartungshaltung und Ihre Herangehensweise unterscheidet sich deutlich von ihren Vorgängern und Vorgängerinnen. So stehen der Gewinn oder eine Effizienzsteigerung nicht mehr ausschließlich an oberster Stelle. Viel eher ist es die sogenannte Corporate (Social) Responsibility, zu welcher beispielsweise die Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenlebens oder die Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit gehören, welche junge Unternehmer/-innen motivieren. Ein kompletter Bruch mit alten Werten und Motiven lässt sich jedoch nicht feststellen. So sind die Erbringung qualitativ hochwertige Dienstleistungen, als auch die Schaffung von Arbeitsplätzen wie bei den vorherigen Generationen die Hauptantreiber. Ich denke, dass sich die Gewichtung in den nächsten Jahren allerdings deutlich verschieben wird. So ist der Umweltschutz zu nennen, welcher mittlerweile das fokussierte Thema der Generation Z ist, bei dem die Generation Y besser ebenfalls Verantwortung übernehmen sollte.
Ein natürlicher Generationswandel vollzieht sich
Wie wir alle wissen, vollzieht sich ein solcher Wandel auf natürliche Weise wiederkehrend und bringt neue Möglichkeiten sowie neue Spielregeln mit sich. Die letzten Krisen beschleunigen den Übergang allerdings und wirken wir ein Katalysator.
Das „Y“ in Generation Y steht hierbei ausgesprochen für das Wort „Why“, denn diese Generation hinterfragt sämtliche Standards. Sie schaffen neue Arbeitsstrukturen, integrieren eine neue Art von Fehlerkultur und fordern ein stärkeres Bewusstsein für die Ressource „Mensch“ ein.
Gleichzeitig lehnen sie starre Arbeitskonzepte ab, möchten ihre Lebenszeit nicht mehr für die Arbeit eintauschen müssen und erwarten unabhängig von Position und Status eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Jede Generation besteht aus Kindern Ihrer Zeit, welche wiederum die Produkte Ihrer Erfahrungen sind. Ich plädiere nicht für eine bestimmte Generation, denn jede von ihnen trägt Hoffnung und Last gleichermaßen auf ihren Schultern.
Was ich jedoch hervorheben möchte, ist die Offenheit der Genration Y gegenüber einer spielerischen Managementkultur, welche zu einem nachhaltigen Wandel unserer bisherigen Arbeitswelt führen könnte und muss.
Höher, schneller weiter gilt nicht mehr!
Während weiterhin ein schnelles Wachstum, größtmöglicher Wohlstand und (gefühlte) Sicherheit einen hohen Stellenwert einnehmen, werden nun Kreativität, Innovationsgeist, Freiheit und Unabhängigkeit erwartet, und zwar nicht als zusätzliche Häppchen, sondern im Rahmen einer Reformierung des bestehenden Systems.
Die Generation Y ist mit Videospielen, Computern, Popkultur und Animes aufgewachsen. Wenn sie sich auf etwas versteht, dann darauf eine Synergie zwischen kreativen Prozessen und unternehmerischen Wachstum zu schaffen.
Durch einen Mix aus Know-how, Beharrlichkeit und rebellischem Eigensinn ist sie überzeugt davon, dass es einen Kulturwandel hin zum Ludologischen Management braucht.
Hierbei handelt es sich um eine Führungstechnik, die nicht auf Kontrolle und Rationalität, sondern auf Beziehungen sowie effiziente, interaktive und agile Spieltechniken zurückgreift.
Anders als in der „klassischen“ Definition der Ludologie, kann diese Art der „spielerischen Führung“ nicht nur digital, sondern auch analog eine wunderbare Integration erfahren.
Wer verstanden hat, wie gute Führung wirklich funktioniert, der weiß, dass ein Unternehmen immer im Rahmen eines kooperativen Ansatzes handelt. Dies bedeutet, dass nur durch die Zusammenarbeit aller technischen und humanen Kräfte eine Erfolgsgarantie erwartet werden kann und ein spielerisches Miteinander ist hier der entscheidende Faktor.
Wie kann das Ludologische Management interaktiv umgesetzt werden?
1. Hände weg von Zahlen!
Zielvorgaben sollten auch spielerisch erreicht werden können. Interne Wettbewerbe für die Zielerreichung oder auch Belohnungsmodelle für den Abschluss eines Projekts sind dabei mögliche Instrumente. Ebenso die Entwicklung sowie die Benennung der Ziele kann spielerisch erfolgen. Verzichten Sie dabei allerdings auf umständliche Zahlen, da diese meist nicht mit Spaß assoziiert werden. Formulieren Sie stattdessen Meilensteine als feste Level, die abgeschlossen werden können.
2. Regeländerungen müssen klar kommuniziert werden.
Wer kennt das nicht? Da hat man sich an die bisherigen Regeln gewöhnt, weiß wie man nach diesen spielt und gewinnt. Nun kommt allerdings die Spielleiterin um die Ecke (CEO) und verkündet, dass sich diese nun ändern. Veränderung ist ein intensiver und sensibler Prozess und deshalb kann dieser nicht erfolgreich sein, wenn er von „oben herab“ erfolgt und angeordnet wird. Kommunikation ist hierbei der Schlüssel, um alle weiterhin im Spiel zu behalten und ihre Zustimmung zu gewinnen. Ein guter Weg kann hierbei sein, sich externe Spielpartner/-innen einzuladen, welche mit Begeisterung und Know-how die neuen Spielregeln schrittweise und emphatisch integrieren und gleichermaßen das Bewusstsein für die Vorteile des neuen Spiels schaffen.
3. Kennen Sie die einzelnen Spieltypen.
Berücksichtigen Sie immer die kulturellen, geschlechterspezifischen oder generationsabhängigen Spieltypen. Die einen lernen schneller, sind vielleicht aggressiver oder brauchen den Wettkampf. Andere brauchen strategische Herausforderungen, genießen den gemeinschaftlichen Spielspaß und brauchen den Austausch untereinander. Bevor Sie sich an neue Führungskonzepte herantrauen oder neue Prozesse implementieren möchten, fragen Sie sich immer: Wie gut kenne ich mein Team? Welche Reaktionen kann und möchte ich mit einplanen? Wie kann ich versuchen mein Team im Spiel zu behalten?
4. Ein Spiel funktioniert nach dem Prinzip „Trial and Error“.
Als Spielleiterin müssen Sie in der Lage sein, Kreativphasen zu zulassen, auch wenn diese zu Fehlern führen. Wichtiges Stichwort ist hierbei die Umsetzung einer gesunden Fehlerkultur. In einem Spiel können Sie nicht immer gewinnen. Manche (Lebens-)Spiele (z.B. Partnerschaft, Gesundheit, Glück, Unternehmertum etc.) sind darauf ausgerichtet, dass sie gar nicht gewonnen oder verloren werden können, da es sich hierbei um unendliche Spiele handelt. Lassen Sie Fehler zu und zeigen Sie, dass diese wichtige Bausteine auf dem Weg zum Erfolg sind. Nur so lernt ihr Team, dass das „Vertuschen“ von Fehlern nicht zielführend ist und mit Ehrlichkeit und effizienten Lösungstechniken kollaborativ gearbeitet werden kann.
Welche Vorteile hat das Ludologische Management?
- Machtgefüge und die damit verbundene Machtasymmetrie spielt während des Spiels keine Rolle. Es geht ausschließlich darum das Spiel zu verstehen, im Spiel zu verbleiben und es (wenn möglich) zu gewinnen.
- Beim Spielen sind wir im „Flow“. Wir können von uns selbst zurücktreten und so auch einen besseren Blick für unternehmerische/berufliche Herausforderungen gewinnen. Wir setzen Situationen plötzlich in einen neuen Kontext und erfahren so, was uns zuvor entgangen ist (Stichwort: Reframing).
- Sie lernen als Spielleiterin einen nachhaltigeren Umgang mit der Ressource „Human“. Sie erkennen in verschiedenen Spielzügen genau, welche Stärken und Schwächen einzelne Mitspielerinnen mitbringen und wissen diese nach einigen Runden gezielt einzusetzen. Dies ermöglicht schnellere und nachhaltigere Ergebnisse und führt insgesamt zu einer besseren unternehmerischen Gemeinschaftlichkeit.
- Durch den spielerischen Charakter ermöglichen Sie eine Stärkung des „Wir-Gefühls“ innerhalb des Teamgefüges und fördern auch das Bewusstsein für die eigenen Stärken Ihrer Mitarbeiterinnen. Dies führt gleichermaßen zu einer erhöhten Selbstfürsorge, anstelle der allgemein verbreiteten Selbstsabotage, die maßgeblich zu einer ansteigenden Krankheitsdichte, Fluktuation und Unzufriedenheit im Unternehmen führt.
Werden Sie selbst zum Gamechanger
Unabhängig davon, welcher Generation Sie angehören oder welchen Führungsstil Sie pflegen – Blicken Sie ab und zu in Ihre Vergangenheit zurück und erinnern Sie sich daran, welche Art des spielerischen Lernens (und Arbeitens) Sie am meisten motiviert hat. Woran hatten Sie Freude? Was hat bei Ihnen ein „Aha-Erlebnis“ ausgelöst?
Ich verspreche Ihnen, die Antwort ist sicher nicht: Eine vierstündige PowerPoint-Präsentation oder ein langwieriges Teammeeting.
Also, worauf warten Sie noch? Kontrollieren Sie noch oder spielen Sie schon?